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Vom ersten Tag in Umeå bis heute wird der Buckel mit diesen Schlüsseln geöffnet und gestartet

 

Er kann ruhig marode sein, Hauptsache einheitlich marode!“

 


 

Im Frühjahr 1992 fuhr mein erster Buckel Richtung Bremen davon. Ich hatte ihn nach sechs Jahren verkauft, die Erfüllung meines Jugendtraums. Sechs Jahre hatte er die Familie zuverlässig fast 100.000 km bestens befördert. Ich wollte weiterhin unbedingt einen Buckel haben, einen, an dem ich noch viel Jahrzehnte Freude haben konnte.

So lange gibt es die Buttkereits schonSo lange gibt es die Buttkereits schon

Zu den Buttkereits hatte durch die guten Erfahrungen der sechs Jahre ich einen guten Draht, ein vertrauensvolles Gefühl. Ich bat sie, mir zu einem geeigneten Buckel zu verhelfen. Wie lange es die Buttkereits schon gibt, zeigt das Bild des alten Aufklebers.

Buttkereits rieten mir zu einem „guten“ Buckel. Sie hatten einen Scout in Skandinavien, der nach alten Volvos und Ersatzteilen Ausschau hielt. „Guter“ Buckel bedeutete, dass er in einem einheitlichen Substanzzustand sein sollte, so dass sich Restaurierungsmaßnahmen langfristig lohnen würden. Und um Langfristigkeit ging es mir bei meinem Traumauto natürlich.

Ein paar Monate später rief Buttkereit an, sie hätten einen Buckel für 14.000 DM, der meinen Vorstellungen entsprechen könnte. Sogar unrestauriert! Ich fuhr von Wuppertal nach Duisburg und schaute mir, ohne mich im Büro zu melden, die Buckel auf dem Tankstellengelände der Buttkereits an, um herauszufinden, welcher Buckel wohl gemeint sein konnte. Ich fand keinen, auf den die Beschreibung zutreffen konnte.

 

Peer Buttkereit kam heraus und zeigte auf den grauen Buckel. „Diesmal will er dich über den Koffer ziehen“, dachte ich, „der Graue soll unrestauriert sein? Niemals einen Lackierer, nie einen Schweißbrenner gesehen haben?“ Das konnte nicht sein, so gut präsentierte sich der Wagen. Ich hatte zwar sechs Jahre lang immer gute Erfahrung bei Buttkereits gesammelt, aber diesmal glaubte ich ihm nicht. Zuviel hatte ich über gute „ehrliche“ Oldies gelesen, die sich als wahre Rostbuden herausstellten, von deren Zustand natürlich niemand eine Ahnung hatte, so wie bei meinem ersten. Der Kilometerstand der fünfstelligen Tachoanzeige zeigte 34.000 km. Peer Buttkereit meinte vorsichtig, es könnten vielleicht sogar nur 34.000 km sein, so gut sei der in Schuss, aber mehr als 134.000 km auf gar keinen Fall. Falls jemand über das Datum "Bj. 64" stolpert: Ich ahtte nur die Daten der esreten Zulassung, nicht des Baujahrs (1963).

Ich nahm den Buckel genauer unter die Lupe, und um es vorweg zu sagen: Er war wirklich unrestauriert!

 

Was mir bei der Prüfung besonders auffiel:

  • Das waren zunächst die typischen Wülste oberhalb der hinteren Kotflügel, die bei einer Restauration oft nicht nachgebildet werden.
  • Auch die Schweißnaht an den Türschwellern war vorhanden, die bei Restaurierungen gern glatt gehalten wird.
  • Sehr bedeutsam für die Originalität war der Keder zwischen Kotflügel und Karosse, der noch mit Gewebe bezogen war.
  • Die Türgriffe standen waagerecht und hingen nicht schlaff nach unten, was bei langem Gebrauch der Fall ist.

 

  • Der Ersatzreifen war ein Radialreifen früher Jahre.
  • Die Lenkradoberfläche war absolut glatt, ebenso wie die Lackoberfläche unter dem Zündschloss, wo üblicherweise der Zündschlüssel hin- und herschabt.
  • Der Himmel präsentierte sich schneeweiß.
  • Der Aschenbecher glänzte wie ab Werk.
  • Der Zigarettenanzünder jungfräulich, weil nie benutzt.
  • Die Sitze einwandfrei.
  • Die grauen Gummimatten wirkten so, als lägen sie erst zwei Jahre im Buckel.
  • Regler, Blinkrelais: alles alt und original.
  • Inspektionsaufkleber an den Türholmen, die mir später helfen sollten, die Erstbesitzer ausfindig zu machen.
  • Es war kein Außenspiegel vorhanden, was ich zunächst als Zeichen für eine Restaurierung hielt, aber in den ländlichen Gegenden brauchten die Schweden diese nicht;  der PV 544 wurde immer ohne Außenspiegel ausgeliefert.
  • Das Überraschendste war jedoch das Kontrollzeichen mit gelber Ölkreide an der Stirnwand des Motorinnenraums, das wohl am Fließband in Göteborg 1963 gemacht wurde.
  • Einzig leichte Lackschäden an der Frontmaske, was auf die unbefestigten Schotterstraßen Nordschwedens hinwies, zeigten etwas Vergangenheit.

 

 

 

 

 

 

 

Trotz dieser positiven Merkmale: Ich vereinbarte mit Buttkereits, dass die Kotflügel demontiert werden sollten, um zu sehen, wie es an den typisch kritischen Stellen, denen der Wahrheit, aussieht. Eine Woche später schaute ich mir das Ergebnis an und wusste: Das ist mein Buckel! Denn die Radläufe und Kotflügelmontagen waren in einem derart guten Zustand, wie ich es von einem vielleicht gerade mal zehn Jahre alten Auto erwarten würde, aber nicht von einem fast 30 Jahre alten. Es waren zwei daumengroße Roststellen, die sandgestrahlt und aufbereitet wurden, ansonsten nur partielle Rostschutzmaßnahmen.

Verändern ließ ich nur noch: Anbau meiner alten, originalen Anhängerkupplung, Anbau Außenspiegel links, Einbau meines Blaupunkt-Frankfurt-Radios, Antenne auf dem Kotflügel rechts, Einbau von Sicherheitsgurten im Fond wegen des kleinen Sohnes Moritz und Umrüstung des B18A-Motors auf bleifrei.

Später, als ich die große Originalität dieses Buckels erkannt hatte, habe ich vieles in den Originalzustand wieder zurückgebaut.

 

Den Buckel fuhr ich als Firmenfahrzeug vier Jahre - ca. 50.000 km. An eine Panne kann ich mich nicht erinnern, nur an die Freude, jeden Morgen in meinen erfüllten Traum einsteigen zu dürfen. Alles war absolut vertraut, die Geräusche, die Gerüche, das Fahrgefühl bei jeder Geschwindigkeit auf jedem Straßenbelag. Diese tägliche Freude zeigte mir, dass der Buckel das einzige Auto ist, das ich so richtig mag.

 

 

 

In den Jahren war ich auf so manchem Volvo-Treffen - dort fielen mir die unterschiedlichen Zustände der Buckel auf. Im Vergleich zu den meisten war mein Buckel eher langweilig. Viele hatten Tiefbettfelgen mit Breitreifen, Recaro-Schalensitze, Weber-Doppelvergaser, stärkere Motoren, sportliche Rundinstrumente, vorne Scheibenbremsen, Sportlenkräder, moderne Stereoanlagen oder waren tiefer gelegt. Speziallackierungen. Nur beim Volvo-Treffen in Frankfurt am Main, 1994, traf ich ein Mitglied, ebenfalls einen PV 544 in grafitgrå fahrend. Dieser ließ mich relativ genervt wissen, dass sein Buckel im Gegensatz zu den anderen noch „absolut original“ sei. Meinen Buckel sah er sich nur recht oberflächlich an. Zu seinem Buckel später mehr, im Jahr 2004. Viele Jahre später sagte Jean, der Archivar, und mittlerweile liebgewordene Freund aus Dornbirn: "Lass' sie doch alle ändern noch und noch, Wolfgang, ddurch werden unsere Buckel nur seltener und wertvoller."

Es war Anfang 1994, als mir wieder einmal der Inspektionszettel der Servicestation in Umeå an der Innenseite der A-Säule auffiel. Die könnten eventuell noch wissen, wem der Buckel damals gehörte. Im alten Bordbuch fand ich noch weitere Hinweise auf Umeå, der schwedischen Stadt im Norden. „Es könnte doch vielleicht die lokale Presse in Umeå interessieren, was aus aus einem alten Volvo PV 544 aus Umeå geschehen ist und wer die Vorbesitzer waren“, dachte ich mir.

 

 

Unter anderem mit dem Bordbuch aus dem Handschuhfach begann die Spurensuche.